Blutegeltherapie
Die Blutegeltherapie hat in der Menschheit seit Jahrtausenden Bestand. Was damals nur auf Erfahrung beruhte, ist heute wissenschaftlich untermauert.
Während der Therapie gibt der Blutegel Wirkstoffe in den menschlichen Körper ab, die eine gerinnungshemmende und schmerzlindernde Wirkung haben.
Die Blutegeltherapie hilft bei vielen Erkrankungen des Gefäßsystems und des Bewegungsapparates. Dazu gehören:
- Durchblutungsstörungen
- Krampfadern
- Thrombosen
- chronische Rückenschmerzen
- Rheuma
- Arthrosen
Außerdem wurden Erfolge erzielt bei: Depressionen, Tinnitus, Hörsturz, Blutergüsse, Nebenhöhlenentzündungen, und vielem mehr …
Geschichte der Blutegeltherapie
Die Blutegeltherapie gehört zu den „Aus- und Ableitenden Verfahren“. Sie war präsent von der Steinzeit übers Mittelalter bis hin zur Neuzeit.
Die Behandlung von Blutegeln ist eine sehr alte Therapiemöglichkeit. Schon unsere Vorfahren haben bemerkt, dass durch den Biss der Blutsauger viele chronische Leiden gebessert wurden, denn viele Naturvölker führten Blutentziehungsverfahren durch.
Bereits 1500 v. Chr. gibt es erste Hinweise auf Blutegelbehandlungen die in Ägypten als Keilschrift durch die Babylonier den medizinischen Einsatz des heilenden Ringelwurms erwähnten. Später fand man auch in China und Indien (Traditionelle Chinesische Medizin) Hinweise zur Blutegeltherapie.
Die Gottheit der traditionellen indischen Heilkunst, Dhanvantari, hält einen Blutegel in einer seiner vier Hände.
Auch benutzten die Indianer und Azteken in Nord- und Südamerika Blutegel zu Heilungszwecken.
Die Germanen verwendeten für Heiler und Blutegel ein und dasselbe Wort. Und im mittelalterlichen England wurden die Heiler ebenfalls als „leecher“ (leeches = engl. Blutegel) bezeichnet.
Die Egel hielt man zuerst nur für unnütze Parasiten. So ab ca. 200 v. Chr. wandten die Ärzte sie zur Schmerzlinderung, Fiebersenkung, Entspannung und gegen Hauterkrankungen an. Bei Gichtanfällen und Hämorrhoiden setzten italienische Ärzte die Egel ab dem 1. Jahrhundert ein und von Italien aus verbreitete sich das Therapieren mit Blutegeln schließlich über ganz Europa.
Eine anerkannte und vielseitig genutzte Heilmethode wurde die Blutegeltherapie dann in den folgenden Jahrhunderten. Sie gehörte zum volksmedizinischen Gut. Viele berühmte Ärzte waren Anhänger dieses Verfahrens.
Einen regelrechten „Egelboom“ gab es auch in Deutschland im 17. Jahrhundert, mit Beginn des 19. Jahrhunderts nahm die Blutentziehung, insbesondere durch Blutegel, immense Ausmaße an.
Es wurden beinahe alle Erkrankungen mit Blutegeln behandelt. Bis zu 80 Blutegel wurden angesetzt und oft wurde diese Behandlung innerhalb weniger Tage wiederholt. So wurden bei manchen Patienten im Verlaufe einer Krankheit über 1000 Egel verwendet. Derart massive Blutverluste konnten verständlicherweise nicht alle Patienten lebend überstehen…!
Als „Vampirismus“ wurde diese Epoche der Medizingeschichte bezeichnet. Die überdimensionierte Behandlung mit den Blutegel hatte ihre Folgen: Das Blutegelgeschäft wurde zum wichtigsten Wirtschaftszweig in der Medizin. Wurden die Egel in einem Land knapp, importierte man sie von dort, wo es noch welche gab und verkaufte sie für teures Geld. In vielen Ländern Europas wurden die Blutegel fast ausgerottet.
Obwohl 1854 allein in Frankreich 57 Millionen Egel verbraucht wurden und die Blutegeltherapie immerhin über 3000 Jahre hindurch erfolgreich angewendet wurde, geriet sie in Europa doch wieder zunehmend in Vergessenheit.
Aus der wissenschaftlichen Medizin wurde Sie weitgehend verdrängt und nur noch in der Naturheilkunde und Volksmedizin eingesetzt. Hierfür war mitunter die damals aufkommende Bakteriologie verantwortlich, die mit der Anwendung der unsterilen Blutegel nicht mehr zu vereinbaren war.
Zu einem Wiederaufleben dieses uralten Heilverfahrens kam es durch die Berichte von Therapieerfolgen mit Blutegeln im Jahre 1923 bei einem französischen Chirurgenkongress.
Nach dem zweiten Weltkrieg war es zunächst wieder ruhig um die Blutegeltherapie.
Durch gute Erfolge im Bereich der Transplantationsmedizin hielt die Blutegeltherapie in den 60er Jahren dann ihren Einzug in die Schulmedizin.
Legendär ist der Fall eines Jungen, der bei einem Unfall ein Ohr verlor, das ihm von Chirurgen der Harvard Universität wieder angenäht wurde. Das Ohr drohte abzusterben, die Mediziner setzten Blutegel an und retteten das Organ. Seit 1987 ist der Egel wieder rehabilitiert.
Die schulmedizinische Forschung versucht seither, das Geheimnis der Blutegel zu ergründen, denn ihre Anwendung ist grundsätzlich erfolgreich.
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